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Regen und Teegenuss

Regen und Teegenuss

Das Wetter gestern war grau und feucht. Aber irgendwie bring mich solches Wetter immer wieder zurück nach Suzhou mit seinen wunderschönen Gärten und Tee-Pavillon im Hinterhof eines Hauses. Bei einem verregneten Tag habe ich das Gefühl, dass die Uhr auch irgendwie stillsteht. Obwohl ich weder einen Hinterhof noch einen Tee-Pavillon habe, konnte ich zum Glück im Wintergarten sitzen und mein Wasser auf dem kleinen Ton-Stövchen kochen. Ich liebe diesen Moment, das Wasser auf kleine Flamen zum kochen. Zwar ist Geduld gefragt, aber für mich ist es wie eine Meditation und macht auch Spaß die Kohle zum glühen zu bringen. Ganz authentisch wird nur Olivenstein-Kohle benutzt, welche angeblich dem Wasser noch zusätzliches Aroma verleihen soll. Ich glaube, es ist genauso wie beim grillen. Das Fleisch schmeckt einfach anders als auf dem Elektrik-Herd.

In meinem kleinen Wasserkännchen aus Ton/Sand wird das Wasser gekocht. Das Material des Wasserkännchen hat einen deutlichen Einfluss auf die Wasserqualität. Es war viel weicher und feiner, auch wenn man nur das gekochte Wasser ohne Tee trinkt.

Der neue Da Hong Pao (originell) verhält sich auch ganz anders. Wie schon erwähnt, habe ich den Da Hong Pao schon öfters im Gaiwan oder Yixing Kännchen zubereitet und verkostet, aber er schmeckt immer etwas anders.

Normalerweise entdeckt man in den 1. und 2. Aufgüssen gleich schon den Zimt und seinen gerösteten Geschmack auf den ersten Schluck. Ab 2. oder 3. Aufguss kommt Anis und dann ab dem Dritten zeigt er seine blumige Seite immer deutlicher. Beim nassen Wetter hatte ich das Gefühl, dass sein Geschmack auch unterdrückt ist. Und man merkt die höhere Luftgeuchtigkeit auch in der Tasse.

Aber gestern, obwohl es den ganzen Tag feucht war, konnten seine Geschmäcker trotzdem in diesem Wasser freigesetzt werden. Es war ein Erlebnis! Der Tee schmeckt frei, fein, weich, und extrem blumig. Schon von ganz Anfang bis zum letzten Tropfen. Inzwischen entdecken wir nicht nur Zimt und Anis, sondern auch noch ein Hauch von Kardamom. Sein geröstetes Aroma entfaltet sich erst mit dem 3. Aufguss und danach entwickelt sich eine angenehme Süße. Es war einfach toll!

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